90 6. Thüringer Wald, Frankenwald und Fichtelgebirge.
sieht man Fruchtselder. Der Ackerbau kann also nicht die Hauptbeschäfti-
gung der Bewohner sein; sie mußten vielmehr andere Nährzweige auf-
suchen. Der Waldreichtum rief eine Holzindustrie hervor wie iu
keinem anderen deutschen Gebirge. Jung und alt ist beschäftigt, die med-
liehen hölzernen Spielsachen, wie sie das Christkind beschert, anzufertigen.
Über zwei Millionen Kilogramm solcher Sächelchen werden vom Thüringer
Walde alljährlich in die ganze Welt versandt (Sonneberg. Walters-
hausen). — Der Eisenvorrat ließ zahlreiche Hüttenwerke, Gießereien,
Eisenwaren-, Gewehrsabriken und Schlossereien (Suhl, Schmalkalden)
entstehen. In den Schieserbrüchen gewinnt man den Schiefer zu
Schreibtafeln und Griffeln, zur Bedachung und zum Wetzsteine (Lehesten,
Saalfeld, Steinach). Der prächtige Quarz fand führte zur Anlage von
Glasfabriken. Doch nicht Fensterglas und Flaschen werden hergestellt,
sondern hauptsächlich Glasperleu, Puppen-, Tier- und Menschenangen,
physikalische Apparate [Barometer, Thermometer] und gläserner Weihnachts-
baumschmuck (Lauscha, Stützerbach, Steinheid, Ilmenau). Aber auch
die Puppen selbst und allerlei niedliche Tierbilder fertigt man an; denn
man findet gute Porzellanerde in genügender Menge (Limbach).
Aus dem Meerschaum, der aus 5ileinasien eingeführt wird, arbeitet
man wertvolle Pfeifenköpse und Zigarrenspitzen (Ruhla). Die zahlreichen
Farben gruben geben den Bewohnern einen billigen Stoff, die niedlichen
Spielsachen zu bemaleu. — Die reichliche Wasserkraft zwang man, Mühlen,
Sägemühlen, Pochwerke nfw. zu treiben. An den vielen mineralischen
Quellen entstanden Kur- und Badeorte, z. B. Arnstadt, Berka, Blanken-
bürg, Ilmenau, Eisenach. Wo aber genannte Schätze sich nicht sinden,
da suchen sich die Bewohner in der Wollspinnerei, Wollzeug- und
Flanellweberei eine Nahrungsquelle.
v. Sprache, Sitten und Gebräuche der Bewohner.
Seit alten Zeiten sind Thüringer- und Frankenwald an ihren Süd
abhängen von Nachkommen der Franken und an den Nordcibhäitgnt von
solchen der Thüringer bewohnt. Der Kamm mit dem Rennsteig bildet
die Grenze beider Stämme. Noch hente sagt man auf der einen Seite
„draußen in Franken" und auf der anderen „drinnen in Thüringen".
Aber auch zahlreiche Einwanderer aus Böhmen und Schwaben ließen
sich hier nieder. Diese trugen viel zur Hebung der Gewerbe- und Fabrik-
tätigkeit bei (Perlen- und Augenfabrikation). Die jetzigen Bewohner
zeichnen sich durch großen Gewerbefleiß ans. Trotz des kärglichen Ver-
dienftes bei schwerer Arbeit sind sie heiter und lebensfrisch. Zu seinem
Glücke genügt dem Thüringer, wenn er Kartoffeln im Keller, Bier im
Krug, Vögel im Käfige und Lieder in der Kehle hat. Gegen den Fremden
sind die Bewohner gastlich, treu und redlich. Die herrschende Sprache ist
am Nordrande die obersächsische und am Südabhange die fränkische.
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Extrahierte Personennamen: August Hermann_Francke Goethe Schiller Barbarossa Barbarossa Heinrich_I.
— 92 —
der Seen. Die Kehrichtmagazine der Alpen und die
Läuterungsdecken der Flüsse hat man darum mit Recht diese
Seebecken genannt. Wegen ihrer tiefen, geschützten Lage und der
Eigenschaft des Wassers, die Wärme länger festzuhalten als das
Land, erfreuen sich die Ufer einer milden Luft. Au ihnen „sproßt
und grünet zuerst der Frühling, und von ihnen aus beginnt er
alljährlich seinen Triumphzug weiter hiuauf und hinein in das
Alpenland." Uber die untere Schnee- und Almenregion zerstreut
liegen die Hochseen, kleine ovale Wassermulden, die, meist von
dem trüben Schnee- und Gletscherwasser erfüllt, den größten Teil
des Jahres zugefroren sind und auch wohl Eisseen genannt werden.
Einen besonderen Reiz besitzen die Seen der mittleren Region.
Zwischen hohen, doch auf allen Seiten zurücktretenden Fels- und
Eisriesen eingebettet, sind sie meist von dunklen Tannen- und
Buchenwaldungen oder duftigen Matten umsäumt. Ihre Färbung
ist oft tiefblau, zuweilen dunkel- oder hellgrün. Einige Hirten-
und Fischerhütten sowie Dörfer und kleine Städte haben sich an
ihren Gestaden angesiedelt (Ober-Engadin, Toblacher Feld).
Bei der Zugänglichkeit der Alpen und der Möglichkeit einer
starken Besiedlung ist die Bevölkerung zahlreicher als in anderen
Hochgebirgen Europas (11,5 Mill.) und gehört den drei Haupt-
sächlichsten Völkerstämmen des Festlandes an. Deutsche, etwa
4,5 Mill., bewohnen die ganze n-e Abdachung der Alpen, das
Eisack- und Etschtal, das obere Drautal und s von der Drau
einzelne Sprachinseln. Die Romanen, ca. 6 Mill., zerfallen
in Alt- und Neuromanen. Die Altromanen sind aus der
Verwelschung der keltischen Rätier durch Überreste römischer
Niederlassungen entstanden und bewohnen einige Täler des oberen
Etschgebiets, das Engadin und Täler des oberen Rheingebiets.
Neuromanen, Italiener und Franzosen, bewohnen den ganzen
S und W. Slaven, etwas über 1 Mill., bevölkern den
gesamten So.
Von den Alpenbewohnern gehören an:
dem Deutschen Reich 0,3 Mill.,
Osterreich nebst Liechtenstein 5,0 „
der Schweiz 1,2 „
Frankreich nebst Monaco 2,0 „
Italien 3,0 „
Der Alpennatur entsprechend besteht die Beschäftigung
der Bewohner zumeist in Viehwirtschaft. Die Matten mit
ihrem zwar kurzem, aber dichten und würzigen Grase sind
von der Natur selbst zur Viehweide bestimmt und können nur
als solche verwendet werden (Sennenwirtschaft). Ackerbau wird
bei der mühsamen Bestellung der Felder nur^ in geringem Um-
fange betrieben. Bergbau auf Bausteine, Eisen, Blei, Queck-
silber und Salz beschäftigt die Bewohner im N imt> O; das
Salz wird nicht bergmännisch gewonnen; man erhält die Sohle
durch Auslaugen großer, von Menschenhand^ geschaffener Hohl-
räume. Der 'Waldreichtum weist auf Forstwirtschaft und Holz-
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T44: [Alpen See Stadt Schweiz Italien Meer Berg Insel Fuß Inn]]
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Extrahierte Ortsnamen: Europas Rheingebiets Deutschen_Reich Osterreich Liechtenstein Frankreich Monaco Italien
— 414 —
aber um die Mitte des vorigen Jahrhunderts die Grubenbaue in die Tiefe,
unter die Äohle der vorhandenen Stollen, vorrückten, vermochte man mit
ihnen die Wasser nicht mehr zu bewältigen. Man trieb deshalb in den
Jahren 1777 bis 1799 260 bis 285 m unter Tage den nach dem Könige
Georg Iii. benannten Georgstollen, welcher mit seinen Verlängerungen
durch das Zellerselder und Bockswieser Revier und mit seinen Schachtqner-
schlügen eine Länge von etwa 19 km erreichte1). Er hat sein Mundloch
unterhalb der Stadt Gruud.
(3. Die Aufbereitung der Erze.) Ehe die in der Grube gewonnenen
Erze der Hütte zugeführt werden können, erfordern sie mit Ausnahme des
nicht in großer Masse brechenden Stnfferzes, welches gar kein nnhaltiges
Gestein enthält, eine mannigfaltige und lang dauernde Arbeit. So
viel irgend möglich, wird der „Berg", das wertlose Gestein, schon in der
Grube gesondert und hier zum größten Teil zur Ausfüllung der abgebauten
Strecken benutzt. Nur was sich hier nicht unterbringen läßt, wird zu Tage
ausgetrieben und auf die Halde gestürzt. Ganze Talstrecken sind im Lause
der Jahrhunderte durch diesen Haldenstnrz schon ausgefüllt. Ohne Blüte
und Grashalm, und doch trotz ihrer Einförmigkeit als ein Beweis des
unterirdischen Fleißes und Erfolges nicht ohne jeden Reiz, erstrecken sich
die wirren, mächtigen Haufen tauben Gesteins fast von Grube zu Grube.
Die eigentliche Aufbereitung wird in besonderen Anstalten, in Scheid-
hänsern, Wäschen, Pochwerken usw. vorgenommen.
Ist der Zweck der Aufbereitung, das taube Gestein von dem nutzbaren
Erze zu trennen, so wird bei dem ganzen Verfahren der Grundsatz festge-
halten, daß das metallhaltige möglichst „rösch" (groß) bleiben muß; denn jede
unnötige Zerkleinerung ist nicht nur eine Verschwendung der Arbeitskraft,
fondern hat auch Verluste am Erz im Gefolge. Nach jeder Zerkleinerung
werden deshalb die Erz- und Gesteinsstückchen, ehe sie der folgenden Auf-
bereitnngsmafchine zufallen, „klassiert", d. i. nach der Korngröße getrennt.
Damit das teilweise aufbereitete Material den zurückgelegten Weg nicht wieder
aufwärts zu machen braucht, liegen die einzelnen Abteilungen der Auf-
bereitungsanstalt terrassenförmig übereinander.
In dem höchstgelegenen Gebände, aus dem uns entsetzliches Geprassel
entgegenschallt, sind sechs Steinbrecher in Tätigkeit, deren jeder mit
5 Pferdestärken arbeitet. Es sind gewellte Eisenplatten, welche in jeder
Minute 100 mal herumgeschlendert und stoßweise gegen eine gleiche, festliegende
Platte geschleudert werden. Hierdurch werden die zwischen den beiden
Platten durchgehenden Erzstücke bis zu 60 mm zerkleinert. Das Rösch-
Walzwerk setzt diese Zerkleinerung bis auf 32 und das Feinwalzwerk,
die zusammen mit 35 Pferdekräften arbeiten, bis auf 4 mm Korngröße
fort. Die „Klassierung" wird in diesen drei Werken durch Trommeln
besorgt, welche mit einem Ende, wo das Material eintritt, höher liegen und
verschieden groß gelocht sind. Die größeren Erzstücke, welche auch durch
die größten Löcher nicht hindurchgehen, kommen als „Klauberz" in die
Sortierhäuser, wo sie durch die Hände von Pochknaben in Bleiglanz,
Blende, Kupferkies, Schwefelkies, „Pocherz" und „Berg" geschieden werden.
Erzstücke, welche keine frische Bruchfläche haben und deshalb schwer zu
Der 1851 —1864 ausgeführte Ernst-August-Stollen ist 26 km laug!
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— 73 —
wir droben im Walde begegneten, oder durchzogen sind von kleinen
Gräben, in denen der Bauer das Wasser des Baches herüber leitet aus
die Wiese, damit all die tausend Grashalme, die Glockenblumen und Klee-
blumen zu trinken haben. Über die Blumen hin brummen kleine und
große Käfer, welche Honig sammeln. Im Juli, wenn bei uns die
Sommerferieu sind, werden dann diese Wiesen gemäht. Das duftige Heu
wird heimgefahren oder auch iu der Schürze heimgetragen zum Futter
für das Vieh. — Wiederholung.
Zur sachlichen Besprechung.
Freilich darf mau nicht denken, daß es im Königreiche Sachsen nur
fruchtbares Land giebt. Es giebt auch Gegenden, wo dem Boden nur
mit Mühe das abgerungen wird, was der Mensch zu seinem Unterhalte
braucht. Im hohen Erzgebirge z. B. (Zeige!) sehen die Felder meist sehr
dürftig aus. Die Halme des Getreides sind gewöhnlich kurz, stehen weit
auseinander und tragen wenig Körner. Viele Obstsorten reifen in diesen
gar nicht.
4. Sachsen ist reich an Bodenschätzen.
Schon bei der Besprechung des Erzgebirges haben wir dies kennen
gelernt. Was fanden wir da?
a. Das Erzgebirge ist reich an Metallen. Wir finden dort,
ähnlich wie im Harze, Bergwerke, in denen man nach Silber,
Eisen, Blei und Nickel gräbt. Die bedeutsamsten Bergwerke
sind in der Nähe von Freiberg (Lage!). Hier wird unter
der Erde fleißig gehämmert, gesprengt und gekarrt, um Blei
und Silber ans Tageslicht zu fördern*)
b. Das Erzgebirge birgt auch große Schätze an Steinkohlen,
und zwar werden diese nützlichen Brenzen im Westen und
im Osten des Gebirges gefunden.
Das westliche Steinkohlenlager befindet sich bei Zwickau.
Bestimme die Lage dieser Stadt! —- Hier führen gegen fünf-
zig Schächte hinab in die dunkle Tiefe der Erde und gegen
zehntausend Arbeiter sind beschäftigt, die schwarzen Schätze
dem Innern der Erde zu entreißen und ans Tageslicht zu
fördern. Das östliche Kohlenlager dehnt sich in der Nähe
der Hauptstadt unseres Vaterlandes, in der Nähe Dresdens,
aus und zwar bei dem Dorfe Potschappel. Bestimme die
Lage dieses Ortes! (Weißeritz — Windberg!) Wie die
reichen Kohlenschätze des Weißeritzthales entdeckt worden sind,
erzählt nns eine Sage. Sie lautet:
Vor ungefähr vierhundert Jahren weidete an einem rauhen
Herbsttage ein Hirte seine Kühe nebst einem Pferde auf den
_ Fluren von Potschappel. Um die erstarrten Glieder zu er-
n) Ausführliches hierüber in Deutschland I., S. 95—98, in Sachsen S. 66
bis
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76
diesem fehlte wieder gerade das, womit jener reichlich versehen war. Was war also der natrlichste Gedanke? Sie tauschten mit einander. Diese Art Handel ist noch jetzt bei den Wilden in Amerika. Schtzung des Werthes nach dem Augenmae bestimmt dabei den Preis.
Jedoch war ein derartiges Tauschen nicht immer mg-lich. Denn wie htte man auch immer denjenigen auffinden knnen, der das, was man gerade brauchte, berflssig besa, und zugleich das wieder bedurfte, was man ihm zum Tausche anbieten konnte! Daher sahen die Menschen sich bald in die Nothwendigkeit versetzt, der ein Drittes sich zu einigen, fr dieses einen Werth festzusetzen, und nach diesem Werthmesser den Handel zu treiben. Natrlich mute es etwas sein, das nicht zu hufig gefunden wurde, nicht zu gemein war. Man mochte anfangs Stcke von sehr kostbarem Holze, prachtvolle Muscheln, ausgesuchte Frchte, z. B. Datteln, hierzu gebrauchen. Dabei blieb aber das Mittel, auseinander zu kommen, noch immer hchst unvollkommen. Wie leicht konnten die Muscheln zerbre-chen, das Holz vermodern, die Frchte in Fulni bergehen!
Sobald man aber die Metalle kennen und schmelzen ge-lernt hatte, war allen Unbequemlichkeiten abgeholfen. Diese, die ihrer Ntzlichkeit und Seltenheit wegen berall geschtzt werden, die man durch Schmelzen in kleine Stcke zertheilen kann, deren jedes wieder seinen Werth hat, die wegen ihrer Hrte von langer Dauer sind und leicht von einem Orte zum anderen hinbergeschafft werden knnen; diese waren zu einem allgemeinen Werthmesser ganz geeignet. Anfangs wog man das Metall und gab es in greren oder kleineren Stcken gegen das hin, was man kaufen wollte. So tragen noch wohl jetzt Kaufleute in China dnne Silberplatten bei sich, von denen sie bei Handelsgeschften mit einer Scheere das fr die erkaufte Waare erforderliche Stck Silber abschneiden. Spterhin wurde in das Metall ein Zeichen gegraben oder gestempelt, wie viel es an Werth betrage, und noch spter geprgt, mit ver Be-
I
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Lüneburg
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 45 —
16. Jahrh. verschwand die Bezeichnung Neu - Celle. Beim
Übergang in die neue Zeit verfielen die Wälle und wurden
in Spazierwege und Straßen verwandelt. Auffallend sind
in Celle die vielen französischen Namen. Im Jahre 1686
nämlich ließen sich hier um ihres Glaubens willen aus
Frankreich vertriebene Reformierten nieder und erbauten sich
in der Westeellervorstadt eine eigene Kirche. Noch lange
wurde dort der Gottesdienst in französischer Sprache ge-
halten.
Einer der ältesten Orte des Kreises ist Wienhausen.
Er verdankte seine Enstehung dem dortigen Kloster. Ur-
sprünglich befand sich dasselbe in Nienhagen an der Fuse.
Da aber diese Gegend viele Schlangen beherbergte, so flehte
die edle Stifterin (Schwiegertochter Heinrichs des Löwen)
Gott an, er möge ihr einen besseren Ort zeigen. Einst, so
erzählt die Legende, sah sie im Traum die mit Dornen und
Bäumen bewachsene Gegend von Wienhausen. Als sie sich
am Morgen auf den Weg begab, siehe, da war dieser trotz
des Sommers mit frischem Schnee gezeichnet und der neue
Klosterplatz durch Schnee abgegrenzt. An dieser Stelle ward
das Kloster erbaut. (Siehe S. 10 u. 33.) Das heutige
Kloster, ein Damenstist, ist nicht mehr das alte. Die Ge-
bände sind weitläufig gebaut; sehenswert sind die Glas-
Malereien, Teppiche und Decken. — Das 10 km nordöstlich
von Celle gelegene große Fabrikdorf Lachendorf an der
Lachbe hat eine bedeutende Papiermühle, die schon über 300
Jahre in Betrieb ist. Die erste Station vor Celle ist Eschede,
ein ansehnliches Dorf, das seinen Namen von der Aschau
führt. Dieses Flüßchen kommt aus dem 6000 ha großen
Süß. „Unter dem Lüß" liegt die kleine Bahnstation
Unterlüß, bei der reiche Lager von Infusorienerde oder,
richtiger gesagt, Kieselguhr, entdeckt sind. Die Kieselguhr ist
eine kreideähnliche Masse, die aus den kiefeligen Panzern der
Jufusonen, kleiner mikroskopischer Tiere, entstanden sind. In
einem Kubikzoll Kieselguhr sind 40000 Millionen solcher
Panzer enthalten. Das Unterlüsser Lager ist 10—121/«, m
mächtig. Die Kieselguhr wird gebrannt, geschlämmt und
getrocknet. Hunderte von Arbeitern sind dabei beschäftigt,
zahlreiche Wagenladungen werden weithin, selbst ins Ausland
TM Hauptwörter (50): [T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität]]
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TM Hauptwörter (200): [T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld], T38: [Weser Elbe Hannover Land Stadt Lüneburg Leine Nordsee Aller Bremen], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T106: [Kloster Jahr Schule Mönch Kirche Kind kranke Frau arme Knabe]]
Extrahierte Personennamen: Heinrichs Heinrichs
Extrahierte Ortsnamen: Celle Celle Frankreich Westeellervorstadt Wienhausen Nienhagen Wienhausen Celle Eschede Aschau
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde?
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 381 —
Sehen wir uns die sehnigen Gestalten einmal etwas näher an!
Sie alle sind nur mittelgroß, erfreuen sich aber starkentwickelter Muskel-
bildung. Die Haut ist bräunlich gefärbt, das Haar dunkel. Ihre Gruben-
kleidung entspricht den Verhältnissen, in denen sie arbeiten: sie ist leicht
und luftig. Die Füße sind von bequemen Schuhen umhüllt, die man aus
weicher, uugegerbter Haut herstellt. Wie unsere heimischen Bergleute, so
tragen auch die chilenischen das bekannte Bergmannsleder, außerdem aber
auch noch eine Leibbinde.
„Es ist ein zuverlässiges, aber leichtlebiges Völkchen." erzählt unser
Landsmann. „Ein halbes Jahr lang plagen sich die Bursche, daß man
sich darüber wundern muß. Haben sie sich dann aber hier oben, wo sie
keine Gelegenheit zu Belustigungen finden, einmal ein hübsches Sümmchen
zusammengespart, so läßt es ihnen keine Ruhe mehr. Hinunter geht's in
die fidele Stadt, und nach kurzer Zeit ist der Ertrag der sauern Arbeit
verzecht und verjubelt. Alle Vorstellungen darüber sind vergeblich. Sehen
Sie dort den jungen Burschen neben der großen, umflochtenen Korbslasche,
woraus er roten Landwein trinkt? Ich erkenne an der Art, wie er seine
Cigarette raucht, wie er vor sich hiuschaut, daß er darüber grübelt, wo
und wie er seine Sparpfennige am besten verwichsen kann. Dann kehrt
er heim, wie der junge Häuer dort, arm wie eine Kirchenmaus, und be-
ginnt seine schwere Arbeit von vorn."
Im Gespräch erfahren wir weiter, daß Chile gegenwärtig auch 11'10
Million Centner Kupfer anf den Weltmarkt liefert, das einen Wert von
mehr als 48 Millionen Mark besitzt, ja, daß auch der Bergbau auf Kohlen
schon sehr ergiebig ist. Steinsalz führt man, obwohl ungeheure Mengen
davon in der Provinz Atacama liegen, immer noch aus Peru ein, weil
die Aufarbeitung und Fortfchaffung zu teuer kommt.
Haben wir das Bergwerk mit seinem eigentümlichen Leben genauer
kennen gelernt, so erfolgt, nach herzlicher Verabschiedung, der Abstieg ins
flache Land nach einem Landgute des Seuuor Osorio. Dieser Ritt geht
mit weniger Schwierigkeiten vor sich, als der zu Berge, denn wenn die
Minen Wert haben sollten, mußte ein leidlicher Weg zu ihnen geschaffen
werden.
Nachdem wir uns der Landessprache genügend bemächtigt haben,
sagen wir uuserm Freunde Lebewohl, nicht ohne das Versprechen gegeben
zu haben, ihn noch einmal in der Hauptstadt aufzusuchen, bevor wir Chile
Verlaffen. Uns gilt es, Land und Leute möglichst gründlich kennen zu
lernen, und wir beginnen daher eine Streife durch das weite Gebiet, meist
zu Pferde, zuweilen aber auch mit dem Dampfer reisend.
Eins kommt uus dabei sehr zu statten: daß wir fast überall deutsche
Landsleute treffen, die sich hier in den verschiedensten Stellungen befinden,
vom Kathedergelehrten bis herab zum Hausknecht. Sie erweisen sich
dem wißbegierigen Landsmanns gefällig und freundlich, wo und wie sie
können, machen uns namentlich auf besonders sehenswerte Naturschönheiten,
auf die besten Reisegelegenheiten, die wenigst schwierigen Wege aufmerksam.
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
TM Hauptwörter (100): [T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T123: [Haar Mann Kopf Frau Hand Fuß Kleidung Mantel Hut Schuh], T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld], T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff]]
— 104 —
der Seite zum Anhalten) pfeilschnell aus der Höhe hinuntergefahren, setzen
wir uns auf eigens für die Besucher des Bergwerks eingerichtete Hunde
und fahren rasch dem Ausgang zu. Mit Dank blicken wir auf zu dem
Schöpfer, der uns gerade das, was für den Menschen unentbehrlich ist,
in so überreicher Fülle gespendet hat. An 90000 Ztr. Steinsalz wird
jährlich in diesem Bergwerk gewonnen, und noch viel mehr Solsalz *).
Zusammenfassun g: Im Salzbergwerk. Berchtesgaden be-
sitzt ein großes Salzbergwerk. In demselben befinden sich lange
Gänge und weite Hallen. Man sieht Salzgestein und Salzseen.
Das Bergwerk liefert viel Steinsalz und noch mehr Solsalz. Die
Sole wird zum Versieden nach Reichenhall, Traunstein und Rosen-
heim geleitet.
e. Königssee.
Lehrmittel: Eine Abbildung vom Königssee.
Wir besuchen nun von Berchtesgaden aus deu schönsten aller Alpen-
seen, den Königssee. Unsere Wanderung geht durch parkähuliche
Gärteu, über grünende Wiesen und durch Waldesduukel, vorüber an schön
gelegenen Gehöften, am User rauschender Bergwasser, zu feiten mächtig
anstrebender Berge. Bald liegt der See in seiner Majestät vor uns
ausgebreitet, rings eingefaßt von den Riesen der Alpenwelt. Nicht mit
einem Male zeigt uns der See seine ganze Schönheit. Von Berchtes-
gaden kommend, gelangen wir am Abflnß der Ache zum Dorfe Königs-
see mit seinen wenigen Häusern. Wie schön ist das Bild, welches sich
uns darbietet, wenn wir den Ländeplatz betreten! Hinter den Bade-
Hütten stehen in großer Zahl Fahrzeuge jeder Art, für einzelne Perso-
nen, wie für ganze Gesellschaften. Wir besteigen einen der Kähne, und
„ein kräftiger Bursche in grauer Joppe, kurzen Hosen und Spitzhut mit
Feder und Edelweiß auf dem Kopfe, rudert uns hinaus auf die blitzeude
Fläche." Wir blicken ins W afser. Wundervoll ist seine Farbe. Wie
von grünen Edelsteinen schimmert es aus der bodenlosen Tiefe heranf.
Je weiter wir fahren, desto dunkler wird es. Es nimmt eine bläulich-
grüne Färbung an. Wir gleiten über unergründliche Tiefen (188 in)
dahin. Hier und da fpringt ein Fifch aus dem Wasser, und silberne
Kreise bezeichnen die Stelle, wo er wieder verschwindet. Es ist eine der
Lachsforellen, die in großer Menge im See leben und um ihres fchmack-
haften rötlichen Fleisches willen gefangen werden. Wildenten fliegen und
schwimmen iu großer Zahl zutraulich au uusern Kahn heran. Sie find
gewohnt, von den Reisenden Brotstücke zugeworfen zu erhalten. — Bald
bringt uns der Kahn in die Mitte des Sees und gestattet uns, mit
*') Nach einem Aufsatz: Berchtesgaden und Reichenhall, Jugendlust 1885.
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